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'Ein Männlein steht im Walde'

'Ein Männlein steht im Walde'

Draußen

Der Herbst kam dieses Jahr in einem grauem Wolkenkleid an. Tiefhängende Grautöne über einer braun-grünen Landschaft. Umgepflügte Felder, Wälder in noch sattem Grün. Als wäre der Herbst ob des Sommer’s Ende betrübt gewesen.

Inzwischen sind die ersten Herbststürme über das Land gefegt und haben bereits Walnuss und Linde blätterlos geschüttelt. Die Sträucher hingegen und einige Bäume wie Eiche und Apfel halten an ihren Blättern noch fest und lassen von Tag zu Tag das Grün aus ihnen verschwinden.

Pflanzenallerlei - Die Hagebutte

Lange bevor die Farben des Herbstes an den Bäumen erscheinen, kündigen kleine Tupferl von leuchtendem Rot den bevorstehenden Wechsel der Jahreszeiten an. Die ersten Hagebutten färben sich bereits im Spätsommer rot und an manchen Sträuchern werden sie so bis in den Winter hinein verbleiben.

  • Botanisch korrekt sind die Samen der Hagebutte gar keine Samen, sondern Nüsschen, die den Samen enthalten. Somit ist die Hagebutte eine Sammelnussfrucht.

  • Es sollen die kleinen Härchen an diesen Nüsschen sein, die einen Juckreiz auf der Haut verursachen können.

  • Es gibt tatsächlich verschiedene Ansichten darüber, was die Lösung des Kinderrätselliedes Ein Männlein steht im Walde sei. Fliegenpilz oder Hagebutte?

Das Lied erscheint 1843 in Kinderlieder von Hoffmann von Fallersleben mit zwei Strophen.

Ein Männlein steht im Walde
Ganz still und stumm,
Es hat von lauter Purpur
Ein Mäntlein um.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald’ allein
Mit dem purpurrothen Mäntelein?

Das Männlein steht im Walde
Auf Einem Bein
Und hat auf seinem Haupte
Schwarz Käpplein klein.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald’ allein
Mit dem kleinen schwarzen Käppelein?

In der zweiten Auflage von 1878 erscheint das Lied dann mit einer dritten Strophe, welche laut dem Autor August Hoffmann von Fallersleben nicht gesungen, sondern gesprochen werden soll. Diese Strophe ist des Rätsels Lösung.

Das Männlein dort auf Einem Bein,
Mit seinem rothen Mäntelein
Und seinem schwarzen Käppelein,
Kann nur die Hagebutte sein!

Daß es dennoch Streitigkeiten über die richtige Lösung gibt, liegt an den Unstimmigkeiten im Lied selbst. So steht die Hagebutte weder im Wald, noch allein oder auf einem Bein. Das trifft alles jedoch auf den Fliegenpilz zu. Allerdings hat der Fliegenpilz kein ‘schwarzes Käppelein’. Die Hagebutte schon. Es ist also gar nicht möglich anhand der ersten beiden Strophen eindeutig die Lösung der dritten Strophe herzuleiten. Ein gewollter Widerspruch. Es gibt ältere Versionen dieses Rätsels, auf denen das Lied von Fallersleben beruht. In diesen Versionen gibt es die Widersprüche nicht. So steht das Männlein nicht im Wald, sondern ‘auf dem Rain’, also am Rande eines Ackers¹, und es ‘hat den Busen voll Stein’. Auch von ‘einem Bein’ ist da keinerlei Rede.²

Das Lied taucht dann 50 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung in der Kinderoper ‘Hänsel und Gretel’ von Engelbert Humperdinck mit einem neuen Widerspruch auf. So singt Gretel das Lied im Wald während sie einen Kranz aus Hagebutten bindet. Unterdessen sammelt Hänsel Erdbeeren.³ Ein botanischer Anachronismus.

  • Mit frischen Hagebutten gebundene Kränze halten lange. Die Hagebutten trocknen am Kranz und sehen auch getrocknet noch gut aus.

Kleiner Kranz aus Trockenblumen und getrockneten  Hagebutten. Wunschanfertigung für eine Kundin.

Halber und ganzer Kranz mit frischen Hagebutten.

Der ganze Kranz nach ein paar Wochen in getrocknetem Zustand.

  • Alle Hagebutten sind essbar und enthalten Vitamin C, auch jene von den Edelrosen im Garten. Sie sollen sich aber im Geschmack unterscheiden, wobei die wilden Arten zu bevorzugen seien. Außerdem soll der erste Frost den Geschmack verbessern.⁴

Bewegte Bilder

Kurze Doku in ruhigen, schönen Bildern über die Schwedische Künstlerin Maria Westerberg und ihren Wald.

Der Wald, eine vom Großvater angelegte Fichtenpflanzung, wurde vom Fichtenborkenkäfer heimgesucht. Maria Westerberg ließ die abgestorbenen Bäume aus dem Wald jedoch nicht entfernen, so wie es üblich ist, sondern pflanzte zwischen sie neue Bäume. Eine bunte Mischung an Jungbäumen, die sich andernorts ausgesät hatten. Und aus den abgestorbenen Fichten und zwischen ihnen hat sie ihre Kunstwerke entstehen lassen.

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1

https://www.dwds.de/wb/Rain (https://web.archive.org/web/20250503085725/https://www.dwds.de/wb/Rain)

2

Ein Männlein steht im Walde, R. E. Emmerick, in: Papers in Honour of Professor Mary Boyce, Jacques Duchesne-Guillemin, Pierre Lecoq Brill Archive, 1985, p. 179 f

3

https://opera-guide.ch/operas/hansel+und+gretel/libretto/de/

(https://web.archive.org/web/20241207222915/https://opera-guide.ch/operas/hansel+und+gretel/libretto/de/)

4

https://www.br.de/radio/bayern1/welche-hagebutten-kann-man-essen-100.html (https://web.archive.org/web/20250819140905/https://www.br.de/radio/bayern1/welche-hagebutten-kann-man-essen-100.html)

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